Das Glitzern der Ostsee

02.07.

Die Zeit fliegt dahin. Längst schon ist es Sommer geworden. Das satte Grün auf den Feldern wird dunkler oder wandelt sich nach und nach in ein helles Ocker. In der Nachbarschaft strahlt eine Wiese rot und blau getupft in der Sonne. Es ist zur Zeit das beliebteste Fotomotiv für die vorbeikommenden Radfahrer. So soll Sommer aussehen. Bunt, heiter, hell und warm. Das Meer glitzert in der Sonne und wechselt fortwährend seine Farbe von Dunkelblau zu Silberweiß. Auch das Türkis, ein alter Bekannter aus dem letzten Sommer, ist wieder da. Im Hintergrund kleine weiße Dreiecke: Segler nehmen Kurs auf Marstal und Ærøskøbing.

Meine erste Atelierausstellung, die auch die erste mit Gundi Bindernagel war, liegt schon weit zurück. Es war so etwas wie mein Einstand auf der Insel. Eure guten Wünsche haben geholfen: Die Ausstellung war sehr gelungen, ästhetisch vollendet, dank dem strengen Auge von Gundi. Die erdige Ästhetik von Gundis Keramik, passte sehr gut zu der Schwerelosigkeit meiner Bilder aus der Serie Vinterlys. Wir ernteten sehr schöne positive Rückmeldungen für die getane Arbeit. Eine große Freude war mir die Anfrage einer dänischen Kollegin, ob ich nicht an einem dritten Ort in Marstal ausstellen wolle. Jetzt freue ich mich im kommenden Jahr im Røde Pakhus meine Kunst zeigen zu können.

Ich bin meiner Technik treu geblieben. Mit kleinen Papierarbeiten habe ich den Frühling und den beginnenden Sommer begleitet. 100 kleine Arbeiten sind es geworden, die ich an den Pfingsttagen, unter dem Titel „100 Tage – 100 Bilder“ im Atelier präsentierte. Der Aufbau war spannend, denn erst jetzt konnte ich die 100 Bilder in chronologischer Reihenfolge zusammen betrachten. Zum Glück hatte ich gerade Besuch von einer befreundeten Kollegin, die mir beim Aufbauen half. Die Ausstellung war dann ein schönes Erlebnis. Die BesucherInnen waren sehr angetan von der Idee und kauften gerne die kleinen Werke.

Ein paar Tage nach der Ausstellung war ich ratlos, wie ich mit den verbleibenden Bildern verfahren sollte. Ich wollte sie gerne in ihrer Abfolge zugänglich lassen. Und wieder half mir eine Freundin, mir der ich mich beraten konnte. So band ich ein sehr dickes Buch, dass meine Besucher sich gerne ansehen.

Inzwischen haben sich die Farben wieder stark verändert. Aus dem Frühsommer ist Hochsommer geworden. Die Sonne steht noch steiler am Himmel. Bei strahlendem Sonnenschein sind die Kontraste stark und die Schatten scharf. Das versuche ich in einem neuen Bilderzyklus mit dem Arbeitstitel „Segelsaison“ einzufangen. Finde ich einen Ausdruck für das Gesehene, ohne kleine weiße Boote zu malen? Das ist eine überraschend schwierige Aufgabe, die mich lockt und herausfordert. Gleichzeitig entwickeln sich Technik und Stil weiter. Die Frage stellt sich, wann, wie und warum zeichne ich in die Farbfelder hinein. Wie ist das Wahrgenommene darstellbar und wozu? Da landet noch so manche Arbeit in der Tonne, weil sie meinen Vorstellungen nicht entspricht. Bis zu meiner geplanten Atelierausstellung im August hoffe ich tragfähige Ergebnisse zeigen zu können.

Doch vorher gönne ich mir wieder eine Klausurwoche bei Lars Eckert in der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel. Das birgt allerdings das Risiko, dass ich anschließend meine aktuellen Ansätze wieder verwerfe. So intensiv und vorantreibend ist diese gemeinsame Woche mit KollegInnen in dem großen Atelier im Wolfenbütteler Schloss.

Schon nächste Woche, 07. bis 09. Juni, stellen Gundi und ich wieder zusammen aus. Diesmal in einem Café auf der Insel. Im Atelier kommen beinahe täglich Besucher, die sich für meine Kunst interessieren und auch gerne kleine Arbeiten mitnehmen. Die Faltblätter auf den Fähren scheinen gute Arbeit zu leisten. Die Saison läuft auf Hochtouren!

Ich verabschiede mich mit herzlichen Grüßen bis zum Herbst