Februar 25

Das ‚Vinteratelier‘ neigt sich dem Ende zu

17. Februar

Wirksamkeit

Wenn ich auf die Ergebnisse der letzten Wochen blicke, spüre ich, wie sich eine warme Stille im Raum ausbreitet. Ich denke, ja, da ist mir etwas gelungen. Dort wollte ich hin. Ich werde diese Werkgruppe „Stille“ nennen. Hier in Ommel und auf Ærø lerne ich die Stille kennen. Sie steht in einem so großen Kontrast zu dem derzeitigen Gebrüll in den Medien und der Politik. Was würde geschehen, wenn Elon Musk, Trump und all die anderen einen Moment still wären? Würde sich etwas verändern? Ich bin naiv und vermessen genug, um genau das zu glauben. Wir künstlerisch Tätigen, auch ich ertappe mich dabei, träumen davon, dass Kunst wirksam ist. Ist sie das? Ohne instrumentalisiert zu werden?

In diesem Blogbeitrag schildere ich euch, wie ich schrittweise und mit Fehlern und Umwegen zu meinen Ergebnissen gekommen bin.

Verlockung

Ein kleiner Zettel mit rauen, blauen Farbflächen gefiel mir so sehr, dass ich an dieser Idee wieder ansetzte. Die alte Wäschemangel steht bereit. Mit ihr kann ich Holzschnitte drucken. Die Holzschnitttechnik, die ich im letzten Jahr schon einmal verwendet hatte, interessiert mich nach wie vor. Diese Technik wollte ich noch weiter kennenlernen. Dieses Mal will ich mit Ölfarben drucken. Die lassen mir mehr Zeit zwischen den Farbgängen. Die Hektik beim Drucken mit Acryl oder Tempera hatte mir nicht gefallen. Die im Holzdruck gedruckten Flächen haben eine besondere Ästhetik, die mir sehr zusagt. Was mir an der Drucktechnik nicht gefällt ist, dass ein intuitives Handeln während des Prozesses eigentlich nicht möglich ist. Wie kann ich es trotzdem in diese Technik einführen? Das wollte ich herausfinden. 

Bei der Sichtung meines Materials, fand ich farbiges Künstlerpapier. Es verlockte mich, mit ihm zu beginnen.

Statt aus der Holzplatte mit dem Messer Linien und Flächen herauszuarbeiten, zersägte ich Druckplatten in mehrere Teile und druckte jedes einzelne Fragment mit verschiedenen Farben auf das farbige Papier. Das war eine frustrierende Woche, denn nach vielen Versuchen, musste ich die Ergebnisse verwerfen. Sie entsprachen nicht meinen Vorstellungen. Ich ließ sie trocknen und legte sie beiseite.

Standhalten und anpassen

Den Impuls in der nächsten Woche alles hinzuschmeißen konnte ich widerstehen. Stattdessen suchte ich einen anderen Weg. Ich zersägte die Platten nicht, sondern schnitt mit dem Messer eine Linie hinein, sodass zwei, oder in einem anderen Format drei Flächen entstanden, die die Aufteilung in dem Format wieder aufnahm, die mir in der Woche zuvor als gelungen aufgefallen war. Nun druckte ich wieder auf farbigem Papier. Wieder nichts. Die Ergebnisse langweilten mich.

Ein Motiv ist doch notwendig, dachte ich, und schnitt Formen, die an Boote erinnerten, hinein. Diese Versuche landeten sogar mit einem großen, zornigen Schwung in der Kiste mit den Sachen, die ich viel später noch einmal hervorholen wollte. Mehrere Tage prüfte ich, ob es wohl am Motiv liegt und entwarf zwei andere Motive, die mir gut gefielen. Die habe ich aber nicht mehr realisiert. Endlich fiel mir auf, dass ich einen großen Umweg gemacht hatte, der mich weit von meiner eigentlichen Vorstellung, weggeführt hatte. Am Wochenende konnte ich alles einen Moment lang vergessen.

Experimentieren, realisieren

Am Beginn der nächsten Woche fasste ich zusammen:

Ich will Farbflächen, keine gegenständlichen Motive.
Ich drucke mosaikartig auf ausgeschnittenen, sonst unbearbeiteten Plattenabschnitten.
Ich verwende transparente Ölfarben in mehreren Schichten übereinander.
Farbiges Papier raubt den Farben das Strahlen.
Es soll offenbleiben, ob es sich um Farbflächenmalerei oder Landschaftsmalerei handelt.
Die lebendige Struktur der gedruckten Fläche soll sichtbar bleiben.
Ich will während des Druckens noch eingreifen können.
Ich will keine Auflage, sondern Einzelstücke drucken.
Das Ergebnis soll still und warm sein.

Nachdem Papier geschnitten, Platten gesägt und Farben angerührt waren, begann ich mit dem Druck mit der alten Wäschemangel. Und, was soll ich sagen? Es ist gelungen. Nach vielen Drucken kann ich einige gelungene Exemplare in verschiedenen Formaten präsentieren. Meinen Vorsatz das größte Format zu drucken, das mit der Wäschemangel noch möglich war, konnte ich am Ende auch einlösen. Die drei 50 x 60 cm großen Formate hängen jetzt zum Trocknen an der Atelierwand und erfreuen mich.

Spielen

Während der Arbeit ist doch einiges entstanden, dass in meiner Kiste mit der Aufschrift „zu schade zu wegschmeißen, aber noch nicht fertig“ gelandet ist. Das ist meine Spielwiese. Ich wähle interessante Ausschnitte aus und füge ihnen noch etwas hinzu. Hier erlaube ich mir zu spielen. Hier verlasse ich die Stringenz, die ich in den anderen Bildern versuche. Es entstehen kleine Formate, die Träumereien und Leichtigkeit enthalten.

Bilanzieren

Zufrieden blicke ich auf die Ergebnisse der Winterwochen im Atelier. Ich habe einige Vorstellungen realisieren können. Aber verwende ich die richtige Technik? Ist Drucken nicht dort stark, wo es um eine, wenn auch kleine Auflage geht? Und wie gelingt es mir noch größere Formate zu realisieren? Mit dieser Technik wird es auch körperlich, richtig schwierig. Kommt dann die Encaustik wieder in Frage? Und wie nutze ich in Zukunft diese interessante Drucktechnik? Versuche ich noch ein weiteres Motiv? Einige Fragen kann ich vielleicht noch bis zu meiner Präsentation im Atelier lösen.

Es ist keine Überraschung, dass diese Arbeiten mit den späten Arbeiten von Marc Rothko assoziiert werden. Es wird an den Farbflächen liegen. Rothko ist der berühmteste Farbflächenmaler des 20. Jahrhundert. Es gibt aber einige wesentlich Unterschiede: Marc Rothko verwahrt sich ausdrücklich gegen eine landschaftliche Assoziation. Genau dies ist aber der Balanceakt, den ich versuche. Der Schwebepunkt zwischen landschaftlicher Assoziation, die nur im Kopf des Betrachtenden ausgelöst wird und gegenstandslosen Farbflächen. Dieser Schwebepunkt enthält einen grundsätzlichen Zweifel, an allem was ist und nicht ist. Für mich ein ganz wichtiger Aspekt, den ich vermitteln möchte.

Marc Rothko hingegen zielt auf die symbolische, spirituelle und metaphysische Wirksamkeit seiner Bilder. Umso tragischer, dass dieser fantastische Künstler sich, am Ende seiner Arbeitsphase mit sehr dunklen Farben, das Leben genommen hat. Lies auch https://de.wikipedia.org/wiki/Mark_Rothko

Präsentieren

Jetzt schon freue ich mich auf die Präsentation dieser neuen Arbeiten im Atelier am 22. März. Ich male mir schönes Wetter aus, wir stehen mit einem Glas in der Sonne vor dem Atelier und unterhalten uns über alles Mögliche. Jetzt habe ich noch Zeit alles gut vorzubereiten und die Einladungen zu schreiben. 

Ich hoffe, wir sehen uns dann!

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