Selbstüberraschung

15.10.

Bei der Arbeit an einer weiteren Serie kleiner Collagen zum Thema Ærø wurde mir plötzlich bewusst, wie glücklich ich mich schätze, Schönes produzieren zu können. Eine kleine Collage nach der anderen entstand unter meinen Händen in meinem Atelier. Sicher, es war kalt. Noch wartete ich damit die Heizung anzuwerfen. Und anstrengend war es auch. Was sich wie ein Spiel anhört, ist das Ergebnis langer Übung, wie in der Musik. Doch jedes Einzelne der 10 x 10 cm kleinen Bildchen raunte mir etwas zu, lächelte mich an, oder flüsterte leicht melancholisch. Ich antwortete mit Farben, Linien, kleinen Zeichnungen und Papierfetzen. Einmal soagr mit meinem derzeitigen Lieblingsgedicht, vor allem der letze Vers:

Das Gesicht voll Fischdunst, im Tau
werd ich kommen: einer,
der seiner Hände
Wärme vertut an die Silbergestalt
Nacht. Salzigen Munds
kommt er. Jetzt
springt es ins letzte Boot.

von Johannes Bobrowski

Zur Atelierausstellung an zwei Adventwochenende kann ich auch meine neuen Collagen zeigen. Ich bin gespannt auf die Rückmeldungen.

Nun blättere ich in der Kiste mit den, inzwischen durch Passepartouts fein gemachten, Bildern und freue mich.

Der Rest der Woche war geprägt von den Vorbereitungen zur Ausstellung. Ich brauche jedes Mal viel Anlauf um die Öffentlichkeitsarbeit anzugehen. Am liebsten würde ich mich im fallenden Laub verbuddeln und den Duft der Erde im Herbst einatmen. Statt dessen sitze ich am Rechner und muss Ankündigungstexte in drei Sprachen schreiben. Was soll’s. Wenn ich die einzige bin, die weiß, dass ich eine Ausstellung im Atelier habe, kommt ja niemand und ich bekomme keine Rückmeldungen, geschweige denn, es kauft jemand etwas. Das ist jedes Mal die gleiche, gute und schwere Prüfung.

Nächste Woche brauche ich eine kreative Pause. Ein bisschen aufräumen und einfache Tätigkeiten, wie Leinwände spannen und grundieren oder Material bestellen, wollen auch gemacht werden.