Ausflug in die Japanische Holzschnitt-Technik

12. 04.2023

Es war so warm und mild heute morgen. Unten am Strand angekommen wehte aber ein scharfer kalter Wind. Alle warten sehnlichst auf den Frühling. Jeden Morgen fotografiere ich das Wasser. Es haben sich schon sehr viele Fotos angesammelt, ohne dass ich so richtig wüsste, wie ich diese weiter verwenden möchte. Es ist eine Art Protokoll vorerst, das mir auch schon gelegentlich nutzen konnte. Während meiner Arbeit an der Serie Lystfisker konnte ich manchmal nachprüfen, ob z.B. das Wasser vorne oder hinten dunkler ist.

Die vier Tage der offenen Tür in meinem Atelier sind gut verlaufen. Es kamen interessierte Besucherinnen, das Wetter war zwar kühl, aber sonnig und es sind auch während dieser Zeit einige feine Drucke entstanden. Nun steht der Lystfisker 14 mal vor mir. In jeweils anderem Licht und bei anderem „Wetter“.

Die Technik des japanischen Holzschnittes war für diese Idee gut geeignet. Dabei konnte ich viele Erfahrungen machen, die neugierig auf mehr machen.

So gehts:

Es begann Mitte Februar. In meinem Fundus fand ich noch passende Sperrholzbretter für einen Holzschnitt. Für die Flächen wählte ich ganz einfaches Sperrholz aus dem Baumarkt, für die feineren Elemente, das sind die Figur des Anglers, die Insel im Hintergrund und die Linien, hatte ich noch eine feinere Sperrholzplatte, die ich vor vielen Jahren für den Holzschnitt gekauft hatte.

Bei dem Lystfisker ist die Anlegemarke für das Papier besonders wichtig. Am Ende sollen ja die verschiedenen Platten zu einem Motiv zusammenpassen. In meinem Fall war das nicht so kompliziert, weil ich den Angler auf die „Wasserfläche“ druckte. Nur die Linien mit der Angel mussten zu der Figur passen und die Insel zum Horizont.

Ich begann die vorbereitete Zeichnung auf die Holzplatten zu übertragen. Eine Platte für den Himmel, eine für das Wasser, eine für die Figur und die Insel und die letzte für die Linien um den Angler herum und am Horizont. Später schnitt ich noch eine fünfte Platte. Sie war für die Fläche. die über das gesamte Bildformat geht. Manchmal ist es nämlich so diesig, dass die Horizontlinie nicht zu erkennen ist. Mit der Linienplatte hatte ich im Laufe der Druckphase Probleme. Eine Linie brach mir aus. Die mit Holzkitt reparierte Linie hielt eine Weile, leider jedoch nicht bis zum Ende.

Um die Druckplatten herzustellen, schnitt ich zuerst mit einem scharfen Messer, schräg von beiden Seiten entlang der Linien, die ich zuvor auf die Platte übertragen hatte. Anschließend schnitt ich um Formen und Linien herum, die drucken sollten alles weg, was nicht drucken sollte. Jede Form druckte ich einzeln zur Probe und korrigierte die Fehler, bis ich zufrieden war.

Alle Farben, die ich verwenden wollte, mischte ich zuvor im richtigen Farbton an. Zuerst verwendete ich in Wasser gelöste, reine Pigmente, später nahm ich den bequemeren Weg und verwendete Tinten und Aquarellfarben, die ich auch zuvor im vorgesehen Ton anmischte. Die Reis-Paste, als Bindemittel, ist in einem Wasserbad leicht herstellbar. Sie hält leider nur einen bis drei Tage. Sie musste ich also jedes mal frisch zubereiten.

Wie ich während der Arbeit bemerkte, ist es sehr wichtig, dass die Druckplatten ungefähr eine viertel Stunde vor dem ersten Druckgang angefeuchtet werden. Erst dann wird die Farbe gut aufgenommen und wieder abgegeben.

Um die Farbe in die Druckplatte einzumassieren, fand ich hier im Ort ein Bürstchen, dass eigentlich zum Putzen von Champignons gedacht ist. Statt das original japanische Werkzeug zu besorgen, konnte ich auch bei der Bürste einen guten Ersatz finden. Beim Auftragen der Farbe gibt es schon viele Gestaltungsmöglichkeiten. Es ist möglich nur einen Teil der Platte einzufärben oder einen Farbverlauf einzuarbeiten.

Das am Tag zuvor angefeuchtete Papier lag bereit, als ich den allerersten Handdruck machen konnte. Es brauchte mehrere Probedrucke, bis der erste Schöndruck gelang. Auch verrutschte mir gelegentlich das Papier, sodass die sorgfältig geschnittenen Passermarken ihren Zweck nicht erfüllen konnten. Einige gelungene Stücke waren dann aber doch jedes Mal dabei!

Auswahl

Am Ende konnte ich 14 verschiedene Farbstimmungen zusammenstellen. Mein Plan war aufgegangen!

Die japanische Holzschnitttechnik hat vieles zu bieten. Bei der eher klassischen Art und Weise, wie ich sie für den Lystfisker verwendet habe, werde ich sicher nicht bleiben. Obwohl ich die Farbflächen noch im Moment des Farbauftrages beeinflussen kann, ist der Prozess der Bildgestaltung weitestgehend abgeschlossen, nachdem ich den Entwurf fertiggestellt habe. Zu meiner jetzigen Serie hat das perfekt gepasst und es war ja auch der eigentliche Grund diese Technik zu wählen. Der Druck selbst ist dann aber nur noch eine Abarbeitung. Dafür wurde diese Technik ja auch entwickelt. Ein Meister der traditionellen japanischen Holzschnittkunst ist in der Lage viele identische Exemplare per Handdruck herzustellen. Das ist aber gar nicht mein Ziel. Viel interessanter finde ich die Entwicklungen während des Drucks, die Unfälle, die sich als Glück erweisen oder die spontanen Änderungen. Die Arbeit mit den wasserlöslichen Farben gefällt mir hingegen sehr gut. Sie passt hervorragend zu der Wasserlandschaft, die mich auf der Insel umgibt. Ich werde also weiter forschen und schließlich, so hoffe ich, wird es mir gelingen meine eigene Weise zu finden.

Heute Morgen war ich noch nicht aufgestanden, als meine Gedanken voller Ideen sprudelten. Im Geiste bemalte ich aufgezogenes Papier. So habe ich gleich nach dem Frühstück Papier aufgezogen. Ich kreise um ein Thema und suche und finde immer wieder neue Wege mich dem zu nähern. Und zeichnen möchte ich wieder, sobald es warm genug ist um draußen still zu sitzen.

Bis dahin wünsche ich dir alles Gute

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