Med en tyk sweater i studiet

21. September

In meinem Atelier ist es kalt geworden, ich sitze schon mit dickem Pullover und Strickjacke am Rechner. Fast alle Arbeiten, die ich hier in Dänemark gemacht habe, sind in der Ausstellung in Nienburg. Da bleibt Zeit darüber nachzudenken, was ich da eigentlich gemacht habe.

Ich erinnere mich an die große Freude, die ich empfand und immer noch spüre, wenn ich die Landschaft, die See, ihre Spiegelungen und das Licht betrachtete. Das war und ist der erste Impuls für mein derzeitiges Arbeiten. Blieb ich zunächst nahe dran an meiner kindlichen Freude und Faszination, versuchte ich nach einigen Woche neue Ausdrucksebenen. Sprache und Schrift probierte ich, Linolschnitte kamen dazu und verschwanden wieder, zunehmend übermalte ich die Farbpapiere, die ich für die Collagen benutzte.

Wesentliches veränderte sich in dem Moment, als ich nur noch von mir zuvor bemaltes Papier als Material verwendete. Zudem wurden die Zeichen abstrakter. Was zuvor noch eindeutig als Boot zu erkennen war, wurde nun ein Halbkreis. Ab da finden sich Linien, Punkte, Kreise, Dreiecke und Halbkreise in den Bildern. Beim Betrachten der Bilder wurde klar, dass hier etwas Neues entsteht. Also erklärte ich die Serie „Baltic Blue“ nach 9 Blättern für beendet und begann die neue Serie. Weil sie auch einen Namen haben muss, nannte ich sie „Blau über Blau“, wobei mir natürlich das viel zu oft gesungene finnische Volkslied im Ohr klang. Die Serie „Blau über Blau“ ist inzwischen auf 13 Papierarbeiten angewachsen. Beendet ist sie aber noch nicht.

Ich ahnte langsam, was ich machte und immer noch mache: Ich bemale Papier mit blauen, grünen, auch rosa Tönen, wie es mir in den Sinn kommt. Anschließend zerreiße ich alles. Niemals schneide ich es, es würde mir nicht in den Sinn kommen. Anschließend schiebe ich die Fetzten in großer Stille und Konzentration so lange auf meinem vorbereiteten Malgrund hin und her, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin. Sodann versuche ich alle Teile an dem vorgesehenen Platz zu fixieren. Dabei muss ich sehr überlegt vorgehen. Weil die Papierstücke sich überlappen, brauche ich einen guten Plan, welches zuerst, welche später fixiert werden müssen. Danach muss die fertig montierte Collage mindestens eine Nacht trocknen und betrachtet werden. Langsam erst bekomme ich eine Ahnung davon, an welcher Stelle ich mit dem Ölstift nochmal in das Bild hineingehen will. Das ist ein spannender Moment. Denn die bisherige Arbeit, die mir vielleicht auch schon gefallen hat, ist dann unwiederbringlich dahin. Stattdessen entsteht etwas ganz anderes. Bis zum Schluss ist nicht sicher, ob es am Ende gelungen sein wird. Diese Unplanbarkeit ist es gerade, die mich reizt. Es ist ein Wechsel zwischen spontanen und geduldigen Arbeitsphasen.

Wenn ich darüber nachdenke, was ich diesem Jahr gemacht habe, erinnert es mich an das, was ich im Atelier gerade gestalte. Ich habe dem Ort, an dem ich in den letzten Jahren gelebt habe, mit allem was dazu gehört hat, den Rücken gekehrt und beginne jetzt etwas Neues aufzubauen. Ein wenig Küchenpsychologie ist manchmal ganz hilfreich zur Selbsterkenntnis. Allerdings will ich das nicht weiter ausführen. Als anregende Andeutung mag das Gesagte genügen. Wie auch immer, mir wurde mal wieder deutlich, wie sehr meine künstlerische Arbeit mit meinem Leben verbunden ist. Ohne es jemals darauf angelegt zu haben. Wenn ich ganz ehrlich bin, vermisse ich meine Collagen gerade ein bisschen.

Überwältigt bin ich von den überaus positiven und vorantreibenden Rückmeldungen im Zusammenhang mit der Abschiedsausstellung „Insel im Blau“ in Nienburg. Und komischerweise nicht nur dort. Als hätten sich gerade alle verabredet mich mit Zustimmung und Lob zu übergießen. Das tut gut und treibt mich voran. Danke, euch allen. Und das größte Lob für einen Künstler ist der Kauf eines Bildes. Dieses Lob wurde mir reichlich zu teil! Vielen Dank.

In meinem Kopf lauern schon neue Ideen. Unbedingt will ich weiter an der Farbe Blau arbeiten, dabei mehr Nachbarfarben dazunehmen und die Bildträger und Formate variieren. Gelb wabert in meinem Kopf. Da wird was Gelbes kommen. Vor meinem inneren Auge leuchten noch die Gelb- und Ockertöne der reifen Felder auf dieser Insel. Eigentlich bin ich in Eile um diese Farben aus meinem Gehirn auf das Papier zu bringen, denn die Felder sind bereits abgeerntet. Neue Farben machen sich breit. Dumpfe, matte Farben, die sehr sanft und friedlich daherkommen, bis der nächste Sturm kommt. In den nächsten Wochen werde ich das Atelier nicht benutzen können. Der Tischler kommt und dämmt das Dach. Bald kann ich im Winter im Warmen arbeiten. Ich freue mich schon sehr auf diese Wochen. Wenn die Insel in den Winterschlaf geht, werde ich in meiner Werkstatt von den reifen Feldern im Spätsommer träumen.

Diese erzwungene Arbeitspause – vielleicht geht doch was, so ganz, ganz klein, in einer kleinen Zimmerecke? – kann ich gut nutzen, um mich endlich um Liegengebliebenes zu kümmern. Die Mehrsprachigkeit der Website, ein Schild an der Ateliertür, eine Anzeige in der Tourismusbroschüre und auf der Website der Insel, Ausstellungen für das nächste Jahr organisieren und vieles mehr. Gerade habe ich mich für eine Ausstellung in Sofia, Bulgarien beworben. Nach Norddeutschland und Dänemark habe ich meine Fühler noch gar nicht ausgestreckt. Auch das liegt an.

Und wenn mein Atelier ein Türschild hat und gedämmt ist und alles an seinem Platz ist, dann, ja dann mache ich eine kleine Einweihungsparty hier in Ommel. Vielleicht wird ja auch jemand von meinen Lesern und Leserinnen dabei sein?

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